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Reise nach Ixtlan

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Quelle: Reise nach Ixtlan

Die Grundprämisse der Zauberei

"Bevor ich zum Thema komme, muß ich noch die Grundprämisse der Zauberei erklären, wie Don Juan sie mir darlegte. Für einen Zauberer, sagte er, sei die Welt des alltäglichen Lebens nicht wirklich oder so, wie wir dies annehmen. Für einen Zauberer sei die Wirklichkeit oder die Welt, die wir alle kennen, nur eine Beschreibung. Um diese Prämisse zu begründen, gab Don Juan sich alle Mühe, mich davon zu überzeugen, dass das, was in meinen Augen die wirklich vorhandene Welt war, nur eine Beschreibung der Welt sei; eine Beschreibung, die mir seit dem Augenblick meiner Geburt eingehämmert worden sei.

Jeder, der mit einem Kind in Kontakt komme, erklärte er, sei ein Lehrer, der unaufhörlich die Welt erkläre, bis zu dem Augenblick, wo das Kind die Welt so wahrnehmen könne, wie sie ihm erklärt wird. Nach Don Juan haben wir keine Erinnerung an diesen folgenschweren Augenblick, einfach weil wir keinen Bezugsrahmen hatten, indem wir ihn mit etwas anderem hätten vergleichen können. Doch von diesem Augenblick an ist das Kind ein Mitglied. Es kennt die Beschreibung der Welt; und es erreicht, glaube ich, die volle Mitgliedschaft, wenn es in der Lage ist, alle seine Wahrnehmungen so zu deuten, daß sie mit dieser Beschreibung übereinstimmen und sie dadurch bestätigen.

Für Don Juan besteht die Wirklichkeit unseres alltäglichen Lebens daher aus einem endlosen Fluß von Wahrnehmungsinterpretationen, welche wir, die Individuen, denen eine bestimmte Mitgliedschaft gemeinsam ist, gemeinsam anzustellen gelernt haben.

 

 

Die Vorstellung, daß die Wahrnehmungsinterpretätionen, welche die Welt konstituieren, im Fluß begriffen sind, stimmt mit der Tatsache überein, daß sie ununterbrochen stattfinden und selten, wenn überhaupt, in Frage gestellt werden. Tatsächlich wird die Realität der Welt, wie wir sie kennen, als so feststehend angesehen, daß die Grundprämisse der Zauberei, nämlich daß unsere Realität nur eine von vielen möglichen Beschreibungen ist, kaum eine Chance hat, als ernsthafte These akzeptiert zu werden.

Im Fall meiner Lehrzeit kümmerte sich Don Juan glücklicherweise überhaupt nicht darum, ob ich seine Behauptung als seriös akzeptieren konnte, und trotz meines Widerstands, meines Unglaubens und meiner Unfähigkeit, zu verstehen was er sagte, erläuterte er seine Feststellungen immer wieder. Als Lehrer war Don Juan also bestrebt, mir von unserem ersten Gespräch an die Welt zu beschreiben. Meine Schwierigkeiten, seine Begriffe und Methoden zu erfassen, rührten von der Tatsache her, daß die Einheiten seiner Beschreibung meinen eigenen fremd und mit ihnen unvereinbar waren.

Er war davon überzeugt, daß er mich »Sehen« lehrte, im Gegensatz zum bloßen »Schauen«, und daß der erste Schritt zum Sehen darin bestünde, »die Welt anzuhalten«.

Jahrelang hatte ich die Vorstellung, »die Welt anzuhalten«, als kryptische Metapher aufgefaßt, die in Wirklichkeit nichts besagte. Erst im Verlauf einer formlosen Unterhaltung gegen Ende meiner Lehrzeit geschah es, daß ich ihre Tragweite und ihre Bedeutung als eines der wichtigsten Elemente von Don Juans Wissen voll erfaßte.

 

 

 

 

Frage den Tod

 

 

»Was du tun mußt, wenn du ungeduldig bist«, fuhr er fort, »ist
dies: Wende dich nach links und frag deinen Tod um Rat. Ungeheuer viel Belangloses fällt von dir ab, wenn dein Tod dir ein Zeichen gibt, wenn du einen Blick auf ihn werfen kannst, oder, wenn du einfach das Gefühl hast, daß dein Begleiter da ist und dich beobachtet,«

 

»Der Tod ist der einzige weise Ratgeber, den wir haben. Immer wenn du, wie es bei dir meistens der Fall ist, das Gefühl hast, daß alles falsch läuft und dir das sichere Ende bevorsteht, dann wende dich an deinen Tod und frage ihn, ob das zutrifft. Dein Tod wird dir sagen, daß du unrecht hast; dass nichts wirklich wichtig ist, außer seiner Berührung. Dein Tod wird dir sagen: »Ich habe dich noch nicht angerührt.«

 

 

 

 

Schiel Technik

 

 

»Die Krähe war ein Omen«, fuhr er fort. »Wenn du etwas von Krähen verstehen würdest, dann hättest du diesen Ort wie die Pest gemieden. Es ist nicht immer eine Krähe zur Stelle, um einen zu warnen, und du mußt lernen, selbst den richtigen Ort zum Lagern oder Rasten zu finden.« Nach langer Pause wandte Don Juan sich plötzlich zu mir um und sagte, um die richtige Stelle zum Rasten zu finden, brauchte ich nur mit den Augen zu schielen. Er warf mir einen wissenden Blick zu und sagte in vertraulichem Ton, genau dies sei es, was ich getan "hätte, als ich auf seiner Veranda herumrollte, und so sei ich im stande gewesen, die beiden Stellen und ihre Farben zu entdecken Er gab mir zu verstehen, daß er von meiner Leistung beeindruck, war.

»Ich weiß wirklich nicht, was ich tat«, sagte ich.

»Du hast geschielt«, sagte er nachdrücklich. »Das ist die Technik, du mußt es wohl getan haben, auch wenn du dich nicht daran erinnerst.«

Dann beschrieb Don Juan diese Technik, deren Vervollkommnung, wie er sagte, Jahre erfordert, und die darin bestand, die Augen allmählich zu zwingen, dasselbe Bild zweimal zu sehen. Die fehlende Fusion der Bilder habe eine doppelte Wahrnehmung der Welt zur Folge, und diese doppelte Wahrnehmung, sagte Don Juan, gebe einem die Möglichkeit, Veränderungen der Umwelt zu beurteilen, die das Auge normalerweise nicht wahrnehmen könne.

Don Juan drängte mich, es zu versuchen. Er sagte, es sei nicht schädlich für die Augen. Ich solle es mit kurzen Blicken versuchen und dabei fast aus den Augenwinkeln schauen. Er wies auf einen großen Busch und machte es mir vor. Ich hatte ein seltsames Gefühl, als ich sah, wie Don Juans Augen unglaublich schnelle Blicke auf den Busch warfen. Seine Augen erinnerten mich an die eines sprunghaften Tieres, das nicht geradeaus schauen kann.

Wir wanderten etwa eine Stunde, und derweil versuchte ich es zu vermeiden, meinen Blick auf irgend etwwas zu fixıeren. Dann forderte Don Juan mich auf, die Bilder zu unterscheiden, die ich mit jedem meiner Augen aufnahm. Nach einer weiteren Stunde bekam ich furchtbare Kopfschmerzen und musste aufhören.

»Meinst du, daß du es schaffst, die richtige Stelle allein zu finden, an der wir uns zur Rast setzen können?« fragte er.

Ich hatte keine Ahnung, wodurch eine »richtige Stelle sich auszeichnete. Geduldig erklärte er, wenn man nur kurze Blicke werfe, sei es dem Auge möglich, ungewöhnliche Bilder aufzunehmen. »Wie etwa, was?« fragte ich.

»Es sind keine wirklichen Bilder«, sagte er. »Es sind eher Gefühle. Wenn du einen Busch oder Baum oder Felsen ansiehst, wo du vielleicht rasten möchtest, können deine Augen dich fühlen lassen, ob dies der beste Rastplatz ist oder nicht.«

Wieder bat ich ihn, mir zu erklären, was diese Gefühle seien, aber entweder konnte er sie nicht beschreiben, oder er wollte es nicht. Er meinte, ich solle es ausprobieren, indem ich eine Stelle ausfindig mache, und dann würde er mir sagen, ob meine Augen funktionierten oder nicht.

Für einen kurzen Moment erfaßte mein Blick etwas, das wie ein in der Sonne glitzernder Kieselstein aussah. Ich konnte ihn nicht 
sehen, wenn ich meine Augen direkt auf ihn richtete, aber wenn mein Blick kurz über die Gegend schnellte, dann konnte ich eine Art schwaches Funkeln ausmachen. Ich zeigte Don Juan die Stelle. Sie lag in der Mitte einer offenen, unbeschatteten Fläche, auf der keinerlei Büsche standen. Er lachte schallend und fragte, warum ‚ich gerade diese Stelle ausgewählt habe. Ich erklärte, ich hätte dort ein Funkeln gesehen.

»Es ist mir egal, was du siehst«, sagte er. »Du hättest einen Elefanten sehen können. Was du spürst, allein darauf kommt es an.« Ich spürte überhaupt nichts. Er sah mich geheimnisvoll an und sagte, er täte mir gern den Gefallen, an dieser Stelle mit mir zu rasten, aber ich solle den Platz meiner Wahl lieber erst ausprobieren, während er sich woanders hinsetzte.

Ich setzte mich hin, und er sah mich aus zehn bis fünfzehn Metern Entfernung neugierig an. Nach einigen Minuten begann er laut zu lachen. Irgendwie machte mich sein Lachen nervös. Es machte mich kribbelig. Ich glaubte, er mache sich über mich lustig und wurde wütend. Ich bekam Zweifel an den Motiven für mein Hiersein. An der ganzen Art, wie meine Bemühungen mit Don Juan sich entwickelten, war eindeutig etwas falsch. Ich hatte das Gefühl, nur eine Schachfigur in seiner Hand zu sein.

Plötzlich rannte Don Juan auf mich zu, packte mich am Arm und zerrte mich liegend drei oder vier Meter weiter. Er half mir auf die Beine und wischte sich den Schweiss von der Stirn. Nun bemerkte ich, daß er sich bis an die Grenze seiner Kraft verausgabt hatte. Er klopfte mir den Rücken und sagte, ich hätte den falschen Platz ausgewählt, und er habe mich eiligst in Sicherheit bringen müssen, weil er sah, daß die Stelle, an der ich saß, im Begriff stand, völlig von meinen Gefühlen Besitz zu ergreifen. Ich lachte. Das Bild, wie Don Juan auf mich zugerannt kam, war sehr komisch gewesen. Er war wirklich wie ein junger Mann gerannt. Seine Füße schnellten über den weichen, rötlichen Wüstensand, als wolle er sich über mich hinweg katapultieren. Gerade hatte ich ihn noch lachen gesehen, und in der nächsten Sekunde hatte er mich am Arm davongezerrt.

Nach einiger Zeit forderte er mich auf, weiter nach einem geeigneten Rastplatz zu suchen. Wir gingen weiter, aber ich entdeckte oder »fühlte« überhaupt nichts. Wäre ich entspannter gewesen, hätte ich vielleicht etwas bemerkt oder gefühlt. Immerhin, mein Ärger über ihn hatte sich gelegt. Schließlich deutete er auf einige Felsen, und wir blieben stehen.

»Sei nicht enttäuscht«; sagte Don Juan, »es dauert lange, die Augen richtig zu trainieren.«

 

»Nein. Alles, was ich tun kann, ist, dir die Technik zu vermitteln. Sobald du lernst, die Bilder voneinander zu trennen und alles doppelt zu sehen, mußst du deine Aufmerksamkeit auf die Fläche zwischen den beiden Bildern richten. Jede Veränderung, die es lohnt, bemerkt zu werden, wird dort, an dieser Stelle stattfinden.«

»Was für Veränderungen sind das?«

»Darauf kommt es nicht an. Das Gefühl, das du spürst, ist das einzige, was zählt. Alle Menschen sind verschieden. Du hast heute ein Funkeln gesehen, aber das hatte nichts zu bedeuten, denn das Gefühl fehlte. Ich kann dich nicht lehren zu fühlen. Das mußt du selbst lernen.«

 

 

Unerreichbar werden

Ich antwortete nicht. Ich hielt es nicht für nötig. Er hatte recht. »Unerreichbar sein bedeutet, daß man die Welt um einen her nur wohldosiert berührt. Man ißt nicht fünf Wachteln, man ißt nur eine. Man zerstört nicht die Pflanzen, nur um eine Barbecue Grube zu machen. Man setzt sich nicht der Kraft des Windes aus, wenn es nicht unumgänglich ist. Man benutzt und preßt Menschen nicht aus, bis sie zu einem Nichts schrumpfen, besonders nicht Menschen, die man liebt.« »

»Ich habe nie einen Menschen benutzt«, sagte ich aufrichtig. Aber Don Juan. behauptete, ich hätte es doch getan, denn nur so könne ich zu der unverblümten Feststellung gelangen, daß ich bei manchen Menschen Überdruß und Langeweile empfinde. »Unerreichbar sein bedeutet, daß man bewußt vermeidet, sich selbst und andere zu erschöpfen«, fuhr er fort. »Es bedeutet, daß man nicht hungrig und verzweifelt ist, wie der arme Kerl, der glaubt, er bekommt nie wieder etwas zu essen und so viel verschlingt, wie er nur kann, alle fünf Wachteln auf einmal!«

Don Juan versetzte mir eindeutig einen Schlag unter die Gürtellinie. Ich lachte, und das schien ihm Spaß zu machen. Er klopfte mir leicht den Rücken.

»Ein Jäger weiß, daß ihm immer wieder Tiere in die Falle laufen werden, darum sorgt er sich nicht. Sich sorgen heißt erreichbar, unvorbereitet erreichbar sein. Sobald man sich sorgt, klammert man sich aus Verzweiflung wahllos an alles mögliche; und sobald man sich anklammert, wird man sich unweigerlich erschöpfen, oder man erschöpft denjenigen oder dasjenige, woran man sich klammert.«

In meinem täglichen Leben, sagte ich, sei es unvorstellbar, unerreichbar zu sein. Damit wollte ich sagen, daß ich, um zu funktionieren, für jeden, der mit mir zu tun hat, erreichbar sein muß.

»Ich habe dir schon gesagt, unerreichbar sein heißt nicht, sich zu verstecken oder diskret zu leben«, sagte er ruhig. »Es bedeutet auch nicht, daß man mit anderen Menschen nichts zu tun haben darf. Ein Jäger benutzt seine Welt wohldosiert und liebevoll, ganz gleich, ob diese Welt aus Dingen oder Pflanzen, aus Tieren oder 
Menschen oder Kräften besteht. Ein Jäger steht mit seiner Welt auf vertrautem Fuß, und doch ist er für eben diese Welt unerreichbar.“

»Das ist ein Widerspruch«, sagte ich. »Er kann nicht unerreichbar sein, wenn er Stunde um Stunde, Tag um Tag dort in seiner Welt ist.« 

»Du verstehst mich nicht«, sagte Don Juan geduldig. »Er ist unerreichbar, weil er seine Welt nicht auspreßt;; er berührt sie behutsam, verweilt solange es nötig ist, und entfernt sich dann schnell, fast, ohne eine Spur zu hinterlassen.

 

 

 

 

 

 

 

Du hast keine Zeit mehr

 

 

 

»Aber ich tue mein Bestes, Don Juan.«
»Nein, du weißt gar nicht, was dein Bestes ist.«
»Ich tue, was ich kann.«
»Da irrst du dich wieder. Du kannst es noch besser. Du machst nur einen einfachen kleinen Fehler - du glaubst, du hast genügend Zeit.«

Er machte eine Pause und sah mich an, als wartete er auf meine Reaktion,

»Du glaubst, du hast reichlich Zeit«, wiederholte er.
»Reichlich Zeit wofür, Don Juan« :
"Du glaubst, dein Leben wird ewig dauern.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Nun, wenn du es nicht glaubst, daß dein Leben ewig währt, wor auf wartest du dann? Warum zögerst du, dich zu ändern?«

 

 

 

 

 

 

Die Veränderung

 

 

 

Ich beteuerte heftig, daß sein Verlangen, ich solle meine Lebensweise ändern, beängstigend und willkürlich sei. Ich sagte, auf einer bestimmten Ebene stimmte ich ihm wirklich zu, doch die bloße Tatsache, daß er immer der Noten verteilende Meister sei, mache die Situation für mich unhaltbar.

»Du hast keine Zeit für solche Späße, du Narr«, sagte er streng.

»Was immer du gerade tust, es kann deine letzte Tat auf Erden sein. Es kann sehr wohl deine letzte Schlacht sein. Keine Macht der Welt kann dir garantieren, daß du noch eine Minute länger leben wirst.«

»Das weiß ich«, sagte ich mit verhaltenem Ärger.

»Nein, du weißt es nicht. Wüßtest du es, dann wärest du ein Jäger.«

Ich behauptete, ich sei mir wohl bewußt, daß mir der Tod bevorstehe, aber es sei sinnlos, darüber zu sprechen oder nachzudenken, denn ich könne nichts tun, um ihm zu entgehen.

Don Juan lachte und sagte, ich käme ihm vor wie ein mechanisch seine Routine abspielender Komödiant.

»Wenn dies deine letzte Schlacht auf Erden wäre, dann würde ich
sagen, daß du ein Narr bist«, sagte er. »Du verschwendest deine letzte Tat auf Erden an eine törichte Laune.«

Wir schwiegen einen Moment. Meine Gedanken liefen wild
durcheinander. Natürlich hatte er recht.

»Du hast keine Zeit, mein Freund, keine Zeit. Niemand von uns
hat Zeit«, sagte er.

»Ich stimme dir zu, Don Juan, aber...«

»Stimme mir nicht nur einfach zu«, schnitt er mir das Wort ab.

»Anstatt so leicht zuzustimmen, solltest du besser entsprechend handeln. Nimm die Herausforderung an, ändere dich.«

»Einfach so?«

»Richtig. Die Änderung, von der ich spreche, findet nie schritt
weise statt; sie tritt plötzlich ein. Und du bereitest dich auf diesen
plötzlichen Akt, der eine totale Veränderung bringen wird, nicht
vor.«

Ich glaubte, in seinen Worten einen Widerspruch zu erkennen. Ich erklärte ihm, wenn ich mich auf die Veränderung vorbereitete,
veränderte ich mich natürlich schrittweise.

»Du hast dich überhaupt nicht geändert«, sagte er. »Und deshalb glaubst du, daß du dich Schritt um Schritt änderst. Aber vielleicht wirst du eines Tages überrascht sein, wenn du dich plötzlich und ohne jede Vorwarnung änderst. Ich weiß, daß dies so ist, und des
halb gebe ich mein Bemühen nicht auf, dich zu überzeugen.«

Ich konnte meine Einwände nicht aufrechterhalten. Nach kurzer
Pause fuhr Don Juan fort, mir seine Auffassung zu erläutern.

»Vielleicht sollte ich es anders ausdrücken«, sagte er. »Was ich dir raten will, ist dies: Erkenne, daß wir keinerlei Garantie dafür haben, daß unser Leben endlos weitergehen wird. Ich sagte eben, daß die Änderung plötzlich und unerwartet kommt, und dies gilt auch für den Tod. Was glaubst du, können wir dagegen tun?« Ich faßte dies als rhetorische Frage auf, aber durch einen Wink mit den Augenbrauen drängte er mich zu antworten.

»So glücklich wie möglich leben«, sagte ich.

»Richtig. Aber kennst du jemanden, der glücklich lebt?« Mein erster Impuls war, ja zu sagen. Ich glaubte, ich könne eine ganze Reihe von Menschen als Beispiele anführen. Bei genauerem Nachdenken wußte ich aber, daß dies nur ein hilfloser Versuch wäre, mich aus der Affäre zu ziehen. »Nein«, sagte ich. »Eigentlich nicht.« »Ich kenne wohl einige«, sagte Don Juan. »Es gibt einige, die sehr sorgsam auf die Art ihrer Handlungen bedacht sind. Ihr Glück besteht darin, daß sie im vollen Wissen handeln, nicht Zeit zu haben. Daher haben ihre Handlungen eine besondere Kraft; ihre Handlungen haben einen Sinn von...

« Don Juan schien um Worte verlegen. Er kratzte sich an den Schläfen und lächelte. Dann stand er plötzlich auf, als sei unsere Unterhaltung für ihn beendet. Ich bat ihn inständig, fortzufahren. Er setzte sich und schürzte die Lippen.

»Handlungen haben Kraft«, sagte er. »Besonders, wenn derjenige, der handelt, weiß, daß diese Handlungen seine letzte Schlacht sind. Es ist ein eigenartig erfüllendes Glück, wenn wir im vollen Wissen handeln, daß alles, was wir tun, sehr wohl unsere letzte Schlacht auf Erden sein kann. Ich rate dir, dein Leben neu zu überdenken und deine Handlungen in diesem Licht zu überprüfen.«

Ich konnte ihm nicht zustimmen. Glück bedeutete für mich, daß meine Handlungen von einer gewissen Kontinuität getragen waren und daß ich fähig war, alles, was ich gerade tat, nach Belieben fortzusetzen, besonders wenn es mir Spaß machte. Ich sagte ihm, daß meine Einwände nicht einfach so dahingeredet seien, sondern aus der Überzeugung herrührten, daß die Welt und ich selbst eine bestimmbare Kontinuität aufwiesen, Don Juan schien sich zu amüsieren über meine Anstrengungen, mich verständlich zu machen. Er lachte, schüttelte den Kopf, raufte sich die Haare und schließlich, als ich von einer »bestimmten Kontinuität«sprach, warf er seinen Hut zu Boden und trampelte darauf herum. Ich mußte über seine Clownerie lachen.

»Du hast keine Zeit, mein Freund«, sagte er. »Das ist das Unglück von uns Menschen. Keiner von uns hat genügend Zeit, und deine 
Kontinuität ist in dieser ehrfurchtgebietenden, ‚geheimnisvollen Welt bedeutungslos.

Deine Kontinuität macht dich nur verzagt«, sagte er. »Deine Handlungen können unmöglich den Instinkt, die Kraft und die zwingende Macht der Handlungen eines Mannes haben, der weiß, daß er seine letzte Schlacht auf Erden ficht. Mit anderen Worten, deine Kontinuität macht dich nicht glücklich und gibt dir keine Kraft.«

Ich gab zu, daß ich mich vor dem Gedanken an den Tod fürchtete, und: warf ihm vor, daß er mir sehr bange machte, indem er dauernd vom Tod sprach und sich damit befaßte.

»Aber wir müssen alle sterben«, sagte er.

Er deutete auf die fernen Berge.

»Dort draußen wartet etwas auf mich, das ist gewiß; und ich werde ihm begegnen, auch das ist gewiß. Aber vielleicht bist du anders, und der Tod erwartet dich gar nicht.«

Er lachte über meine Geste der Hoffnungslosigkeit.

»Ich möchte nicht daran denken, Don Juan.«

»Warum nicht ?«

»Es ist sinnlos. Wenn der Tod dort draußen auf mich wartet, warum sollte ich mich darüber beunruhigen?«

»Ich sagte nicht, daß du dich darüber beunruhigen sollst. Du sollst ihn benutzen. Richte deine Aufmerksamkeit auf die Verbindung zwischen dir und deinem Tod, ohne Reue, Trauer oder Sorge. Richte deine Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß du keine Zeit hast, und richte deine Handlungen darauf ein. Laß jede deiner Handlungen deine letzte Schlacht auf Erden sein. Nur unter diesen Bedingungen werden deine Handlungen die Kraft haben, die ihnen zusteht. Sonst werden sie, solange du lebst, die Handlungen eines verzagten Menschen sein.«

 

 

Sich der Kraft zugänglich machen

Wenn man sich der Kraft zugänglich macht, muß das systematisch, aber immer mit großer Vorsicht geschehen.

Dazu gehört, daß man seine Anwesenheit durch kontrolliertes lautes Sprechen oder andere Formen der geräuschvollen Aktivität bekundet, und dann muß man ein langes, vollkommenes Schweigen einhalten. Der kontrollierte Ausbruch und die kontrollierte Ruhe seien die Merkmale eines Kriegers. Er sagte, ich hätte den Anblick des lebendigen Ungeheuers eigentlich noch etwas länger aushalten sollen. Auf kontrollierte Weise, ohne den Kopf zu verlieren, ohne vor Aufregung und Furcht verwirrt zu sein, hätte ich mich bemühen sollen, »die Welt anzuhalten«. Nachdem ich den Berg hinaufgelaufen sei, meinte er, sei ich genau in dem Zustand gewesen, um »die Welt anzuhalten.« Dieser Zustand sei aus Angst,. Ehrfurcht, Kraft und Tod zusammengesetzt. Es würde ziemlich schwierig sein, sagte er, einen solchen Zustand wieder herbeizuführen.

Ich flüsterte ihm ins Ohr: »Was verstehst du unter »die Welt anhalten«

Er warf mir einen wilden Blick zu, bevor er antwortete: »Es ist eine Technik, die von denen, die nach Kraft jagen, praktiziert wird, eine Technik, durch die man die Welt, wie wir sie kennen, einstürzen lassen kann.«

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Grab Technik

Ich wurde bei dem Gedanken, eingeschlossen zu sein, sehr unruhig « und fragte ihn, wie er mich begraben wolle. Er kicherte wie ein Kind und begann trockene Zweige zusammenzusuchen. Er ließ sich nicht von mir helfen und sagte, ich solle mich setzen und warten. Die Zweige, die er zusammensuchte, warf er in den gesäuberten Kreis. Er ließ mich, mit dem Kopf nach Osten, niederliegen und baute einen Käfig um meinen Körper herum. Diesen fügte er zusammen, indem er etwa siebzig Zentimeter lange Stöcke in die weiche Erde steckte; diese Äste, die in Gabeln ausliefen, dienten als Stützen für einige lange Stöcke, die dem Käfig einen Rahmen und das Aussehen eines offenen Sarges gaben. Er bedeckte den kastenartigen Käfig, indem er kleinere Zweige und Blätter über die langen Äste breitete, wobei er mich von den Schultern abwärts zudeckte. Meinen Kopf, der auf meiner Jacke wie auf einem Kissen ruhte, ließ er frei.

 

Dann nahm er ein großes trockenes Holzscheit, mit dem er die Erde um mich lockerte und bedeckte damit den Käfig. Der Rahmen war so fest und die Blätter so gut angeordnet, daß keine Erde nach innen fiel. Ich konnte die Füße frei bewegen und sogar hinein und hinaus schlüpfen. Ein Krieger, sagte Don Juan, baue den Käfig normalerweise selbst und schlüpfte dann hinein, um ihn von innen zu verschließen. »Und die Tiere?« fragte ich. »Können sie die Erddecke fortkratzen und in den Käfig schlüpfen und den Mann verletzen?« »Nein, darum sorgt ein Krieger sich nicht. Du sorgst dich darum, weil du keine Kraft hast. Ein Krieger hingegen wird von seiner unbeugsamen Absicht geleitet und kann alles abwehren. Keine Ratte, keine Schlange und kein Berglöwe könnten ihm etwas anhaben.«. »Wozu begraben die Krieger sich, Don Juan ?« »Wegen der Erleuchtung und der Kraft.« Ich hatte ein äußerst angenehmes Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit. In diesem Augenblick erschien die Welt im Lot. Die Stille war köstlich und gleichzeitig entnervend. Ich war eine solche Stille nicht gewöhnt. Ich versuchte zu sprechen, aber er brachte mich zum Schweigen. Nach einiger Zeit begann die Ruhe des Ortes meine Stimmung zu beeinflussen. Ich dachte an mein Leben und an meine persönliche Geschichte und erlebte das vertraute Gefühl der Trauer und Reue. Ich sagte, saß ich es nicht verdiente, hier zu sein, daß diese Welt stark und gerecht sei, und ich sei schwach, und daß mein Geist durch die Umstände meines Lebens deformiert worden sei.

Er lachte und drohte, er werde meinen Kopf mit Erde bedecken, wenn ich weiter solchen Unsinn redete. Ich sei ein Mensch, sagte er. Und wie jeder Mensch verdiene ich alles, was das Los eines Menschen sei - Freude, Schmerz, Trauer und Kampf -, und es komme nicht darauf an, wie man handele, solange man nur als Krieger handele.

 

 

Er stand auf und fing an, den Käfig zu zerlegen. Er schippte die
Erde dorthin zurück, wo er sie hergenommen hatte, und verstreute die Stöcke sorgfältig im Chaparral. Dann bedeckte er den gesäuberten Kreis mit Pflanzenresten, so daß der Ort so zurückblieb, als hätte ihn nie jemand berührt:

 

 

Ein Krieger begräbt sich, um Kraft zu finden, und nicht um vor Selbstmitleid zu weinen«, sagte er. Ich versuchte, mich zu rechtfertigen, aber er unterbrach mich mit einer ungeduldigen Koptbewegung, Er sagte, er habe mich schleunigst aus dem Käfig ziehen müssen, denn meine Stimmung sei unerträglich gewesen und er habe Angst gehabt, der Ort werde meine Weichheit übelnehmen und mich verletzen.

»Selbstmitleid verträgt sich nicht mit Kraft«, sagte er. »Die Stimmung eines Kriegers verlangt Selbstbeherrschung und gleichzeitig verlangt sie Selbstvergessen.«

 

 

 

 

 

 

Traum Technik

 

 

»Ich will dir alle Techniken ins Gedächtnis rufen, die du üben mußst«, sagte er. »Zunächst mußt du den Blick auf deine Hände richten, das ist der Ausgangspunkt. Dann richte den Blick auf andere Gegenstände und schau sie kurz an. Richte den Blick auf so viele Dinge wie möglich. Denk daran, daß die Bilder, wenn du nur kurz hinschaust, sich nicht verändern. Dann kehre wieder zu deinen Händen zurück. Jedesmal, wenn du die Hände ansiehst, erneuerst du die Kraft, die zum Träumen nötig ist, daher schau anfangs nicht zuviele Dinge an. Vier Gegenstände auf einmal sind genug. Später magst du den Gesichtskreis erweitern, bis du mit dem Blick erfassen kannst soviel du willst; aber sobald die Bilder anfangen, sich zu verändern, und du spürst, daß du die Kontrolle verlierst, kehr zu deinen Händen zurück.

Wenn du meinst, daß du die Dinge unbegrenzt lange ansehen 
kannst, dann bist du für eine neue Technik bereit. Ich werde dich diese Technik jetzt lehren, aber ich erwarte, daß du sie erst dann anwendest, wenn du bereit bist.«

Er schwieg etwa eine Viertelstunde. Dann setzte er sich auf und sah mich an.

»Der nächste Schritt beim Arrangieren der Träume besteht darin, daß man lernt zu reisen«, sagte er. »Genau wie du gelernt hast, deine Hände anzusehen, kannst du dich zwingen, dich fortzubewegen, dich an bestimmte Orte zu begeben. Als erstes mußt du einen Platz bestimmen, an dem du sein willst. Wähle einen dir gut bekannten Ort - vielleicht deine Schule oder einen Park oder das Haus eines Freundes - und dann zwinge dich, dich dorthin zu begeben.

Diese Technik ist sehr schwierig. Du mußst dabei zwei Dinge tun. Du mußt dich einmal zwingen, dich an die jeweilige Örtlichkeit zu begeben. Und dann, wenn du diese Technik beherrschst, mußst du lernen, exakt die Zeit deiner Reise zu kontrollieren.«

 

 

 

Traum Technik Stirnband

 

 

»Du mußt zum Schlafen ein Stirnband tragen«, sagte er. »Es ist eine schwierige Sache, sich so ein Stirnband zu beschaffen. Ich kann dir keines geben, denn du mußt es dir selbst aus dem Nichts herstellen. Aber das kannst du nicht, bevor du nicht während des Träumens ein Bild davon gesehen hast. Verstehst du mich? Das Stirnband muß genau nach diesem Bild gemacht werden. Und es muß ein Querband haben, das fest an der Schädeldecke anliegt. Es kann auch wie’eine enge Kappe sein. Das Träumen ist leichter, wenn man ein Kraft-Objekt auf dem Kopf trägt. Du könntest auch deinen Hut oder eine Mönchskapuze aufsetzen, wenn du schlafen gehst, aber diese Gegenstände führen nur zu heftigen Träumen, nicht aber zum Träumen.«

 

Er schwieg eine Weile, dann erzählte er mir mit einem wahren Wortschwall, daß die Vision des Stirnbandes nicht nur im »Träumen«, sondern auch im Wachen sowie als Folge irgendwelcher belangloser und beziehungsloser Vorgänge - etwa beim Beobachten fliegender Vögel, der Bewegung des Wassers, der Wolken usw. - auftreten könne,

»Ein Jäger der Kraft beobachtet alles«, fuhr er fort, »und alles verrät ihm ein Geheimnis.«

» Aber wieso weiß man mit Sicherheit, daß die Dinge Geheimnisse verraten ?« fragte ich.

Ich glaubte, daß er vielleicht eine besondere Formel hatte, die es ihm gestattete, exakte Interpretationen zu geben.

»Die einzige Möglichkeit, dies mit Sicherheit zu wissen, besteht darin, alle Anweisungen zu befolgen, die ich dir, seit du zu mir kamst, gegeben habe. Um Kraft zu haben, muß man mit der Kraft leben. «

 

 

 

 

 

Die eigene Welt einstürzen lassen

 

 

 

»Du bist wirklich verrückt«, sagte er. »Aber das macht nichts. Ich weiß, wie schwer es ist, wie ein Krieger zu leben. Hättest du meine Anweisungen befolgt und all die Taten vollbracht, die ich dich lehrte, dann hättest du jetzt genügend Kraft, um diese Brücke zu überqueren. Genügend Kraft, um zu sehen und um die Welt anzuhalten.«

»Aber warum soll ich die Kraft begehren, Don Juan?«

»Du kannst den Grund dafür noch nicht erkennen. Aber wenn du genügend Kraft aufspeicherst, dann wird die Kraft selbst dir gute Gründe zeigen. Klingt verrückt, nicht wahr?«

»Warum begehrtest du selbst Kraft, Don Juan?«

»Ich bin wie du. Ich begehrte sie nicht. Ich sah keinen Grund, sie zu besitzen. Ich hatte die gleichen Zweifel wie du und befolgte nie die Anweisungen, die mir gegeben wurden, oder zumindest glaubte ich, daß ich es nie tat; aber trotz meiner Dummheit speicherte ich genügend Kraft, und eines Tages ließ meine persönliche Kraft die Welt einstürzen.«

»Aber warum sollte irgend jemand den Wunsch haben, die Welt anzuhalten?«

»Das tut niemand, das ist ja der springende Punkt. Es geschieht einfach. Und sobald du weißt, was es heißt, die Welt anzuhalten, erkennst du den Grund dafür. Siehst du, es ist eine der Taten eines Kriegers, die Welt aus einem bestimmten Grund einstürzen zu lassen und sie dann wieder aufzubauen, um weiterzuleben.«

Ich meinte, er könne mir vielleicht am einfachsten helfen, wenn er mir ein Beispiel für diesen besonderen Grund, die Welt einstürzen zu lassen, nennen würde.

 

 

 

 

Zitat:

 

Ein Krieger kehrt nie der Kraft den Rücken, ohne ihr für die empfangene Gnade seinen Dank zu erweisen.«

 

 

 

 

 

 

Orte der Kraft

 

 

 

Er setzte sich auf und machte eine drängende Handbewegung. Er sagte, ich müsse so tun, als geschehe nichts Außergewöhnliches, denn an Orten der Kraft wie dem, an dem wir uns befanden, sei damit zu rechnen, daß sie Menschen, die sich beunruhigen, aufsaugen. Und so könne man eine seltsame, schädliche Bindung an einen Ort entwickeln.

„Solche Bindungen verankern den Menschen an einem Ort der Kraft, manchmal für sein Leben«, sagte er. »Und dies ist nicht der Platz für dich. Du hast ihn nicht selbst gefunden. Schnalle also deinen Gürtel fest und verlier nicht die Hosen.«

 

 

 

 

 

Körperstellung der Kraft

 

 

Don Juan wirbelte mich in liegender Stellung herum, wobei er “mich am Arm zog. Er sagte, daß ich, wenn ich wieder zu Kräften "kommen wollte, mit dem Kopf nach Osten gewandt liegen müsse. Nach und nach entspannte ich mich, und mein schmerzender Körper erholte sich. Schließlich hatte ich Energie genug, um aufzustehen.

 

Er sagte, ich solle ruhig stehenbleiben, den rechten Fuß vorgestreckt, als würde ich gehen, und nicht direkt auf den Horizont - blicken, sondern das Auge schweifen lassen. Meine Beine wurden ganz steif und meine Waden schmerzten.

 

 

 

 

 

Traumtechnik 2

 

 

 

»Um es dir zu erleichtern, solltest du einen bestimmten Gegenstand wählen, der zu dem Ort gehört, an den du dich begeben willst, und deine Aufmerksamkeit auf diesen konzentrieren«, fuhr er fort. »Auf diesem Gipfel zum Beispiel hast du einen bestimmten Busch, den du anschauen mußt, bis er einen festen Platz in deinem Gedächtnis hat. Durch das Träumen kannst du hierher zurückkehren, indem du dich an diesen Busch oder an den Felsen erinnerst, auf dem wir sassen, oder indem du dich an irgend etwas anderes hier oben erinnerst.

Im Träumen zu reisen ist leichter, wenn du dich an einen Ort der Kraft wie diesen erinnern kannst.

Wenn du aber nicht hierher kommen willst, dann kannst du auch jeden anderen Ort benutzen. Vielleicht ist deine Universität für dich ein Ort der Kraft. Benutze sie. Konzentriere deine Aufmerksamkeit auf irgendeinen Gegenstand dort und suche ihn im Träumen. Von diesem bestimmten Gegenstand, an den du dich erinnerst, mußt du zu deinen Händen zurückkehren und dich dann einem anderen Gegenstand zuwenden, und so fort.

Jetzt aber mußst du deine Aufmerksamkeit auf all das konzentrieren, was hier auf diesem Gipfel ist. Denn dies ist in deinem Leben der wichtigste Ort.«

Er sah mich an, als wollte er die Wirkung seiner Worte abschätzen.

»Dies ist der Ort, wo du sterben wirst«, sagte er mit sanfter Stimme.

Ich rutschte nervös hin und her, und er lächelte.

»Ich werde immer wieder mit dir zu diesem Gipfel zurückkehren müssen«, sagte er. »Und dann wirst du allein kommen müssen, bis du ihn in dich aufgenommen hast, bis der Gipfel von dir durchtränkt ist. Du wirst wissen, wann du ganz von ihm erfüllt bist. Dann wird dieser Gipfel, wie er es jetzt schon ist, der Ort deines letzten Tanzes sein.«

»Was meinst du mit meinem letzten Tanz, Don Juan?«

»Dies ist der Ort deiner letzten Begegnung«, sagte er. »Hier wirst du sterben, ganz gleich, wo du dich befindest. Jeder Krieger hat einen Platz zum Sterben; einen Platz seiner Liebe, der mit unver
geßlichen Erinnerungen getränkt ist, an dem mächtige Ereignisse ihr Zeichen hinterlassen haben, einen Platz, wo er Wunder erlebte, wo ihm Geheimnisse offenbart wurden, einen Platz, wo er seine persönliche Kraft gespeichert hat. Ein Krieger hat die Pflicht, jedesmal, wenn er mit der Kraft in Beührung tritt, an diesen Platz seiner Liebe zurückzukehren, um sie dort zu speichern. Er erreicht ihn entweder durch eine Wanderung oder durch das Träumen.

 

Und eines Tages schließlich, wenn seine Zeit auf Erden um ist und er die Berührung des Todes an seiner linken Schulter spürt, dann fliegt sein immer bereiter Geist an den Platz seiner Liebe, und dort tanzt der Krieger in den Tod. Jeder Krieger verfügt über eine bestimmte Figur, eine bestimmte Haltung der Kraft, die er im Laufe seines Lebens entwickelt. Es ist eine Art Tanz. Eine Bewegung, die er unter dem Einfluß seiner persönlichen Kraft ausführt. Wenn ein sterbender Krieger nur beschränkte Kraft hat, dann ist, sein Tanz kurz; wenn seine Kraft gewaltig ist, dann ist sein Tanz prächtig. Aber gleichgültig, ob seine Kraft gering oder herrlich ist, der Tod muß innehalten, um seiner letzten Begegnung auf Erden beizuwohnen. Der Tod kann den Krieger nicht mit sich nehmen, der ein letztes Mal von den Mühen seines Lebens berichtet - bis er seinen Tanz beendet hat.

 

Don Juans Worte lielsen mich zittern. Die Stille, die Dämmerung, die großartige Landschaft, all dies schien nur da zu sein, um das Bild von des Kriegers letztem Tanz der Kraft zu unterstreichen. »Kannst du mich diesen Tanz lehren, obgleich ich kein Krieger bin?« fragte ich. »Jeder, der die Kraft jagt, muß diesen Tanz lernen«, sagte er. »Aber ich kann ihn dich nicht lehren. Bald wirst du einen würdigen Gegner haben, und dann werde ich dir die erste Bewegung der Kraft zeigen. Die übrigen Bewegungen mußt du selbst im Lauf deines Lebens hinzufügen. Jede muß in einem Gefecht der Kraft neu errungen werden. Genauer gesagt, die Haltung, die Figur des Kriegers ist also die Geschichte seines Lebens ; ein Tanz, der sich in dem Maß ausdehnt, wie seine persönliche Kraft zunimmt.«

 

»Hält der Tod wirklich inne, um den Tanz des Kriegers zu beobachten ?« »Ein Krieger ist nur ein Mensch. Ein bescheidener Mensch. Er kann die Pläne seines Todes nicht ändern. Aber sein unbeugsamer Geist, der in ungeheuren Mühen Kraft aufgespeichert hat, kann den Tod gewiß einen Augenblick aufhalten ; einen Augenblick, der lang genug ist, um ihn im Gedenken an seine Kraft frohlocken zu lassen. Man könnte sagen, es ist ein Zeichen, das der Tod mit denen hat, die einen unbeugsamen Geist haben.«

Ich war von Angst überwältigt und redete drauflos, nur um sie zu dämpfen. Ich fragte ihn, ob er Krieger gekannt habe, die gestorben sind. und wie ihr letzter Tanz ihr Sterben beeinflußt habe. »Laß das«, sagte er trocken. »Das Sterben ist eine erhabene Sache. Es ist mehr als nur die Beine strecken und steif werden.« »Werde auch ich in den Tod tanzen, Don Juan ?«

»Gewiß. Du jagst persönliche Kraft, auch wenn du noch nicht: wie ein Krieger lebst! Heute schenkte die Sonne dir ein Omen. Die besten Werke deiner Lebensarbeit werden dir am Ende des Tages gelingen. Offenbar hast du nichts für den jugendlichen Glanz des frühen Lichtes übrig. Am Morgen zu reisen hat keinen Reiz für dich. Aber deine Sache ist die sterbende Sonne, mattgelb und reif. Du liebst nicht das Feuer, du liebst die Glut.

Und so wirst du hier auf diesem Gipfel am Ende des Tages in den Tod tanzen. Und in deinem letzten Tanz wirst du von deinem Kampf berichten, von den Schlachten, die du gewonnen hast, und von denen, die du verloren hast ; du wirst von deinen Freuden und Verwirrungen bei deinen Begegnungen mit der persönlichen Kraft erzählen. Dein Tanz wird von den Geheimnissen und Wundern erzählen, die du gespeichert hast. Und dein Tod wird hier sitzen und dich beobachten.

Die sterbende Sonne wird auf dir glühen, ohne dich zu verbrennen, wie sie es heute tat. Der Wind wird sanft und mild sein, und dein Berggipfel wird erbeben. Wenn dein Tanz zu Ende geht, wirst du in die Sonne blicken, denn du wirst sie nie wieder, weder im Wachen, noch im Träumen sehen, und dann wird dein Tod nach Süden weisen, in die Weite.«

 

 

 

 

 

 

 

Roll Technik

 

 

Als ich mich neben ihn setzte, glaubte ich, mein Herz würde mir aus dem Leib springen, Ich legte mich auf den Rücken, und der Schweiß troff mir buchstäblich von den Brauen. Don Juan lachte laut auf und rollte mich eine Weile hin und her. Diese Bewegung half mir, wieder zu Atem zu kommen.

 

 

 

 

 

 

Blätter Technik

Ich steckte meinen Schreibblock fort und stand auf. Don Juan ermahnte mich - wie schon zahllose Male, wenn er mich aufgefordert hatte, einen Rastplatz zu finden - ich solle schauen, ohne den Blick auf eine bestimmte Stelle zu richten, und dabei die Augen zusammenkneifen, bis mir die Sicht verschwimmen würde. Ich ging los, wobei ich den Blick mit halbgeschlossenen Augen über den Boden gleiten ließ. Don Juan folgte ein paar Meter rechts von mir, mit einigen Schritten Abstand.

Zuerst umkreiste ich den äußeren Rand der Bergkuppe. Meine Absicht war, mich spiralförmig zum Mittelpunkt vorzuarbeiten. Aber sobald ich den Gipfel umrundet hatte, hies Don Juan mich stehenbleiben.

Er sagte, ich lasse mich von meinem Hang zur Routine leiten. Sarkastisch fügte er hinzu, ich suche die ganze Gegend zwar systematisch, aber so langsam ab, daß ich es nicht schaffen werde, den richtigen Platz zu finden. Er selbst wisse, wo er sei, meinte er, daher sei es mir nicht möglich, zu improvisieren.

»Was soll ich statt dessen tun ?« fragte ich.

Don Juan hieß mich niedersitzen. Dann pflückte er von mehreren Büschen jeweils ein einziges Blatt und gab sie mir. Er befahl mir, mich auf den Rücken zu legen, den Gürtel zu lockern und die Blätter in der Nabelgegend auf die Haut zu legen. Er überwachte meine Bewegungen und wies mich an, die Blätter mit beiden Händen gegen den Körper zu drücken. Dann befahl er mir, die Augen zu schließen, und meinte warnend, wenn ich einen vollen Erfolg wünschte, so dürfe ich weder die Blätter loslassen, noch die Augen öffnen, noch versuchen, mich aufzusetzen, wenn er meinen Körper in eine Position der Kraft bringen würde.

Er packte mich unter der rechten Achsel und schleuderte mich herum. Ich hatte den unbezwinglichen Wunsch, mich aus halbgeöffneten Augen umzusehen, aber Don Juan legte mir die Hand auf die Augen. Er verlangte, ich solle mich nur auf das Wärmegefühl konzentrieren, das von den Blättern ausgehen werde.

Einen Augenblick lag ich bewegungslos da, und dann spürte ich, wie den Blättern eine eigenartige Wärme entströmte. Zuerst spürte ich sie an den Handflächen, dann griff die Wärme auf meinen Unterleib über und schließlich überflutete sie meinen ganzen Körper. Binnen weniger Minuten brannten meine Füße so heiß, wie ich es bislang nur bei hohem Fieber erlebt hatte.

Ich berichtete Don Juan von diesem unangenehmen Gefühl und äußerte den Wunsch, meine Schuhe auszuziehen. Er sagte, er wolle mir behilflich sein, aufzustehen,; ich dürfe jedoch die Augen nicht öffnen, ehe er es mir sagen würde, und ich müsse weiterhin die Blätter gegen meinen Bauch drücken, bis ich den richtigen 
Rastplatz gefunden hätte. Als ich aufrecht stand, flüsterte er mir ins Ohr, ich solle die Augen öffnen und einfach drauflos gehen und mich durch die Kraft der Blätter ziehen und leiten lassen.

Ich ging ziellos dahin. Die Hitze in meinem Körper war unangenehm. Ich glaubte hohes Fieber zu haben und gab mir alle Mühe zu begreifen, wodurch Don Juan dies bewirkt hatte.

Don Juan ging hinter mir her. Plötzlich stieß er einen Schrei aus, der mich erstarren ließ. Lachend erklärte er, daß plötzlicher Lärm die unfreundlichen Geister vertreibe. Ich kniff die Augen zusammen und ging etwa eine halbe Stunde lang hin und her. Währenddessen ging die unangenehme Hitze meines Körpers in eine wohlige Wärme über. Während ich den Gipfel abschritt, erlebte ich ein Gefühl der Leichtigkeit. Aber ich war enttäuscht. Irgendwie hatte ich erwartet, visuelle Phänomene zu entdecken, doch innerhalb meines Gesichtsfeldes ergaben sich keinerlei Veränderungen, weder ungewöhnliche Farben, noch ein Leuchten, noch dunkle Silhouetten.

Schließlich war ich es leid, die Augen zusammenzukneifen, und öffnete sie. Ich stand vor einem schmalen Sims aus Sandstein, einer der wenigen Stellen auf der Bergkuppe, wo der nackte Fels hervortrat. Sonst war hier nur Sand mit vereinzelten kleinen Büschen. Offenbar war die Vegetation irgendwann einmal verbrannt, und die neuen Schößlinge waren noch nicht ganz nachgewachsen. Aus irgendeinem mir unklaren Grund fand ich den Sandsteinsims schön. Ich blieb lange davor stehen. Und dann setzte ich mich einfach darauf.

»Gut! Gut!« sagte Don Juan und klopfte mir auf den Rücken. Dann befahl er mir, die Blätter vorsichtig unter der Kleidung hervorzuholen und sie auf den Fels zu legen.

Sobald ich die Blätter von der Haut entfernt hatte, begann ich abzukühlen. Ich fühlte meinen Puls. Er schien normal zu sein. Don Juan lachte und nannte mich »Doktor Carlos« und fragte, ob ich auch ihm den Puls fühlen wolle. Er sagte, daß das, was ich gespürt hatte, die Kraft der Blätter sei und daß diese Kraft mich gereinigt und befähigt habe, meine Aufgabe zu vollbringen.

 

Die Gangart der Kraft

Dann demonstrierte er mir eine besondere Art, sich im Dunkeln zu bewegen, die er als »Gangart der Kraft« bezeichnete. Er beugte sich vor mir vornüber und hieß mich mit den Händen seinen Rükken und seine Knie abtasten, um eine Vorstellung von seiner Körperhaltung zu bekommen. Don Juans Rumpf war leicht nach vorn gebeugt, aber sein Rückgrat war durchgestreckt. Auch seine Knie waren leicht gebeugt.

Er ging langsam vor mir her, und so konnte ich feststellen, daß er bei jedem Schritt das Knie fast bis zur Brust hob.

Dann rannte er davon und kehrte wieder zurück. Mir war unbegreiflich, wie er in völliger Dunkelheit so schnell rennen konnte. »Die Gangart der Kraft dient dazu, nachts zu laufen«, flüsterte er mir ins Ohr.

 

Don Juan wartete auf mich und korrigierte meine Haltung. Er verlangte, ich solle zunächst meine Finger gegen die Handflächen krümmen und dabei Daumen und Zeigefinger beider Hände ausstrecken. Dann sagte er, seiner Meinung nach überließe ich mich einfach meinem Gefühl der Unzulänglichkeit, denn ich wisse doch genau, daß ich, ganz gleich wie dunkel die Nacht sein mochte, gut sehen könne, wenn ich den Blick nicht auf eine bestimmte Stelle richtete, sondern ihn einfach über den Boden gleiten ließ, Die Gangart der Kraft, sagte er, sei so ähnlich wie das Suchen nach einem Rastplatz. Beide beruhten auf dem Gefühl des Selbstvergessens und dem Gefühl des Vertrauens. Die Gangart der Kraft erforderte, daß man den Blick unmittelbar vor sich zu Boden richte;

 

schon ein kurzer Blick zur Seite bewirke eine Veränderung im Bewegungsablauf. Er erklärte, das Vorbeugen des Rumpfes sei notwendig, um den Blick zu senken und die Knie müsse man bis zur Brust anheben, weil die Schritte sehr kurz und sicher sein mußten. “ Er warnte mich, ich würde anfangs häufig stolpern, versicherte mir aber, daß ich mit einiger Übung so rasch und sicher wie bei Tageslicht würde laufen können. Vier Stunden lang versuchte ich, seine Bewegungen nachzuahmen und mich in die Stimmung zu versetzen, die er mir empfohlen hatte. Er trabte geduldig vor mir auf der Stelle oder rannte ein kurzes Stück weit und kehrte zu mir zurück, damit ich sehen konnte, wie er sich bewegte.

 

Er stieß mich sogar vorwärts und brachte mich dazu, einige Meter weit zu laufen. Dann lief er davon und rief mich mit einer Reihe von Eulenschreien zu sich. Unerklärlicherweise bewegte ich mich mit erstaunlichem Selbstvertrauen. Soviel ich wußte, hatte ich nichts getan, was dieses Gefühl rechtfertigte, aber mein Körper schien die Dinge zu erkennen, ohne daß ich mir ihrer bewußt wurde. Zum Beispiel konnte ich die zerklüfteten Felsblöcke auf meinem Weg nicht erkennen, aber meinem Körper gelang es, stets auf die Kanten und nie in die Spalten zu treten, mit Ausnahme einiger Schnitzer, wenn ich das Gleichgewicht verlor, weil ich mich ablenken ließ. Um den Blick über die Fläche unmittelbar vor mir gleiten zu lassen, war eine absolute Konzentration nötig. Wie Don Juan vorhergesagt hatte, veränderte jeder rasche Blick zur Seite oder zu weit voraus den Fluß der Bewegungen.

 

 

 

 

 

 

Der Eulenschrei

 

 

 

Den Eulenschrei wählte ich deshalb, weil Eulen die Boten der Wesen sind. Wenn man den Eulenruf nachahmt, kommen sie hervor. Sie wurden dir gefährlich, nicht weil sie von Natur böswillig sind, sondern weil du nicht unfehlbar warst. Du hast so etwas an dir, etwas sehr Windiges, und ich weiß auch, was es ist. Du nimmst mich nicht wirklich ernst. Du hast andere dein Leben lang nie wirklich ernst genommen und das stellt dich natürlich automatisch über alles und jeden. Aber du weißt selbst, daß das nicht geht. Du bist nur ein Mensch, und dein Leben ist zu kurz, als daß es all die Wunder und all die Schrecken dieser geheimnisvollen Welt umfassen könnte. Daher ist deine Art, nichts und niemand wirklich ernst zu nehmen, einfach, windig ; sie beschneidet dich auf eine erbärmliche Größe.«

Ich wollte protestieren. Don Juan hatte mich getroffen, wie er es schon dutzendemale zuvor getan hatte. Einen Augenblick wurde ich wütend. Aber wie schon früher, entspannte das Notizenmachen mich so weit, daß ich gelassen blieb.

»Ich glaube, ich weiß, was sich dagegen machen läßt«, fuhr Don Juan nach langer Pause fort. »Sogar du wirst mir zustimmen, falls du dich erinnerst, was du gestern nacht getan hast. Erst als dein Gegner unerträglich wurde, liefst du so schnell wie nur ein Zauberer läuft. Wir beide wissen das, und ich glaube, ich habe auch schon einen würdigen Gegner für dich gefunden.«

»Was hast du vor, Don Juan ?«

Er antwortete nicht. Er stand auf und streckte sich. Er schien jeden einzelnen Muskel anzuspannen. Er forderte mich auf, es ihm gleichzutun.

»Du mußt deinen Körper mehrmals am Tag strecken«, sagte er,

»Je öfter, desto besser, aber immer nur nach einer langen Phase der Arbeit oder einer langen Phase der Ruhe.«

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Nicht - Tun mit einem Baum

 

 

 

»Ich habe dir gesagt, daß das Geheimnis eines starken Körpers nicht darin liegt, was du mit ihm tust, sondern darin, was du nicht mit ihm tust«, sagte er schließlich. »Jetzt ist es Zeit, nicht das zu tun, was du immer tust. Setz dich hin, bevor wir aufbrechen und nicht-tun.« 

»Ich kann dir nicht folgen, Don Juan.«

Er legte die Hand über meine Notizen und nahm sie mir fort. Sorgfältig schloß er das Notizbuch, sicherte es mit dem Gummiband und warf es wie einen Diskus weit inden Chaparral hinaus. Ich war empört und wollte protestieren, aber er legte mir die Hand auf den Mund. Er deutete auf einen großen Busch und forderte mich auf, meine Aufmerksamkeit nicht auf die Blätter, sondern auf die Schatten der Blätter zu richten. Er sagte, das Laufen in der Dunkelheit brauche nicht durch Angst angespornt zu werden, sondern könne die ganz natürliche Reaktion eines frohlockenden Körpers sein, der sich auf das Nicht-tun versteht. Viele Male flüsterte er mir ins rechte Ohr, daß der Schlüssel zur Kraft darin liege, »nicht zu tun, was zu tun mir vertraut« sei. Wenn ich einen Baum ansähe, meinte er, so sei ich gewohnt, den Blick sofort auf das Laub zu richten. Die Schatten der Blätter oder die Zwischenräume zwischen den Blättern übersähe ich. Er riet mir, ich solle damit beginnen, mich auf die Schatten der Blätter eines einzelnen Zweiges zu konzentrieren, und mich dann allmählich weiterzuarbeiten, bis ich schließlich den ganzen Baum im Auge hätte, jedoch dürfe ich den Blick nicht zu den Blättern zurückkehren lassen, denn der erste Schritt zum Aufspeichern der Kraft bestehe darin, dem Körper das Nicht-tun zu erlauben.

Vielleicht lages an meiner Müdigkeit oder an meiner nervösen Erregung, jedenfalls versenkte ich mich so tief in die Schatten der 
Bäume, daß ich, als Don Juan aufstand, die dunklen Flecken der Schatten beinah ebenso gut gruppieren konnte, wie ich üblicherweise das Blattwerk gruppierte. Die Wirkung war überraschend. Ich sagte Don Juan, daß ich gern noch länger bleiben wollte. Er lachte und gab mir einen leichten freundlichen Schlag auf den Hut.

»Ich sagte dir ja«, meinte er, »der Körper liebt solche Dinge.« Dann meinte er, ich solle mich von meiner gespeicherten Kraft durchs Gebüsch zu meinem Notizbuch führen lassen. Sachte schob er mich in den Chaparral. Ich ging einen Augenblick ziellos dahin, und dann stand ich davor. Ich glaubte, ich müsse mir wohl unbewußt die Richtung gemerkt haben, in die Don Juan es geworfen hatte. Er erklärte das Ereignis, indem er sagte, ich sei direkt auf das Notizbuch zugegangen, weil mein Körper sich stundenlang mit »Nicht-tun« aufgeladen hatte.

 

 

 

 

 

Das Strahlen-Bett

 

 

 

 

»Richtig«, sagte Don Juan. »Du magst dich überhaupt nicht.«

Er lachte und sagte, er habe, während ich sprach, »gesehen«. Er empfahl mir, nichts zu bereuen, was ich getan hätte, denn die eigenen Handlungen als böse, häßlich oder schlecht herauszustellen, bedeute, dem eigenen Ich eine ungebührliche Bedeutung beimessen.

Ich bewegte mich nervös hin und her, und das Blätterbett raschelte.

Wenn ich mich ausruhen wolle, sagte Don Juan, dann solle ich meine Blätter nicht beunruhigen, sondern es ihm gleichtun und völlig reglos liegenbleiben. Durch das »Sehen«, fügte er hinzu, habe er eine meiner Stimmungen erkannt.
Einen Augenblick rang er offenbar um die richtigen Worte, dann sagte er, jene Stimmung sei ein gewisser Bewußtseinsrahmen, in den ich mich ständig hineinfallen ließe. Er beschrieb ihn als eine Art Falltür, die 
sich unerwärtet öffne und mich verschlinge..

Ich forderte ihn auf, sich deutlicher zu äußern. Er wiederholte, es sei unmöglich, sich über das »Sehen« deutlich zu äußern. . Noch bevor ich etwas anderes sagen konnte, befahl er mir, mich zu entspannen, dabei jedoch nicht einzuschlafen, sondern so lange wie möglich in einem Zustand der Wachsamkeit zu bleiben. Er sagte, das »Strahlenbett« diene ausschließlich dazu, einem Krieger die Möglichkeit zu geben, einen bestimmten Zustand der Ruhe und des Wohlseins zu erreichen.

Mit Nachdruck betonte Don Juan, daß dieses Wohlsein ein Zustand sei, den man pflegen müsse, ein Zustand, an den man herangeführt werden müsse, um ihn anstreben zu können.

»Du weißst nicht, wie das Wohlsein ist, denn du hast es nie erfahren«, sagte er.

Das Nicht - Tun ist so Komplex das ich hier eine eigen Unterkategorie erstellen musste. Bitte folgenden Link benutzen für das

 

Nicht - Tun

Das Nicht- Tun beim Träumen

Lange saßen wir ohne zu sprechen da. Dann aßen wir, ebenfalls schweigend. Erst als die Sonne untergegangen war, wandte er sich plötzlich um und fragte nach meinen Fortschritten beim »Träumen«.

Ich erzählte ihm, daß es mir anfangs ganz leicht gefallen war, daß ich aber im Augenblick ganz aufgehört hatte, in meinen Träumen meine Hände zu finden.

»Als du mit dem Träumen anfingst, hast du meine persönliche Kraft benutzt, deshalb fiel es dir leichter«, sagte er. »Jetzt bist du leer. Aber du mußt es weiterhin versuchen, bis du genügend eigene Kraft hast. Du siehst, das Träumen ist das Nicht-tun der Träume, und in dem Maß wie du Fortschritte im Nicht-tun machst, wirst du auch im Träumen Fortschritte machen. Der Trick besteht darin, daß du nicht aufhörst, deine Hände zu suchen, selbst wenn du nicht glaubst, daß das, was du tust, einen Sinn hat, Ich sagte dir ja schon, ein Krieger braucht nicht zu glauben, denn solange er agiert, ohne zu glauben, handelt es sich um Nicht-tun.« Wir sahen uns kurz an.

»Mehr kann ich dir über das Träumen nicht sagen«, fuhr er fort.

 

 

 

 

Technik sich selber belügen

 

 

»Ich weiß schon, wie wenig du von dir hältst«, sagte er. »Das ist dein Tun. Und um dieses Tun zu beeinflussen, empfehle ich dir, ein anderes Tun zu lernen. Ich möchte, daß du dich von heute an acht Tage lang belügst. Statt dir die Wahrheit zu sagen, daß du so häßlich und miserabel und unzulänglich bist, wirst du dir sagen, daß du das völlige Gegenteil bist, wobei du wissen sollst, daß du lügst und daß du ein ganz hoffnungsloser Fall bist.«

»Aber welchen Sinn hat es, sich so zu belügen, Don Juan ?«

»Es könnte dazu führen, daß du von einem anderen Tun abhängig wirst, und dann würdest du erkennen, daß beide Arten des Tuns Lügen sind und unwirklich, und dass es Zeitverschwendung ist, dich an das eine wie an das andere zu hängen, denn das einzige, was wirklich ist, ist das Sein in dir, das sterben wird. Dieses Sein zu erreichen, das ist das Nicht-tun des Selbst.«

 

 

 

 

Die Lichtfasern sehen

 

 

Ich wollte schlafen. Ich schloß halbwegs die Augen. Sie juckten, und ich rieb sie, aber meine Hände waren feuchtkalt, und der Schweiß brannte mir in den Augen. Ich blickte durch die halb geschlossenen Augenlider auf die Lavagipfel, und plötzlich stand der ganze Berg in Flammen.

Ich berichtete Don Juan, daß ich, wenn ich die Augen zusammenkniff, die ganze Bergkette als komplexes Gebilde aus Lichtfasern sehen konnte.

Er sagte, ich solle möglichst flach atmen, um das Bild der Lichtfasern zuerhalten, und ich solle es nicht intensiv anstarren, sondern wie von ungefähr auf eine Stelle am Horizont, direkt über dem Hang schauen, Ich befolgte seinen Rat und konnte nun das Bild 
eines unendlichen, mit einem Gewebe aus Licht überzogenen Raumes wahrnehmen.

Don Juan sagte mit sehr behutsamer Stimme, ich solle versuchen, dunkle Stellen innerhalb dieses Feldes von Lichtfasern zu unterscheiden, und sobald ich eine dunkle Stelle gefunden hätte, sollte ich die Augen öffnen und feststellen, ob sich diese Stelle an der Hangflanke befände.

Es war mir unmöglich, irgendwelche dunklen Stellen zu entdecken. Mehrmals kniff ich die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Don Juan rückte näher zu mir her und deutete auf eine rechts von mir gelegene Stelle, und dann auf eine andere, die sich direkt vor mir befand. Ich versuchte meine Körperhaltung zu verändern; wenn ich meinen Blickwinkel wechselte, so glaubte ich, würde ich vielleicht imstande sein, den angeblichen dunklen Fleck zu erkennen, den er mir zeigte, aber Don Juan schüttelte meinen Arm und befahl mir mit ernster Stimme, ruhig zu bleiben und Geduld zu haben.

Wieder kniff ich die Augen zusammen und sah abermals das Netz aus Lichtfasern. Ich sah es einen Augenblick an und öffnete dann die Augen wieder. In diesem Moment hörte ich ein schwaches Grollen - es mochte sich ohne weiteres als das ferne Geräusch eines Düsenflugzeugs erklären lassen - und dann sah ich mit weit geöffneten Augen die ganze Bergkette vor mir als ein gewaltiges Feld winziger Lichttupfer. Es war, als ob für einen kurzen Moment irgendwelche Metallkörperchen in der verfestigten Lava alle auf einmal das Sonnenlicht reflektierten. Dann verblaßte das Sonnenlicht und erlosch plötzlich ganz. Die Berge wurden zu einer stumpfen dunkelbraunen Feldmasse, und gleichzeitig wurde es windig und kalt.

Ich drehte mich um, um festzustellen, ob die Sonne hinter einer Wolke verschwunden sei, aber Don Juan hielt meinen Kopf fest und ließ nicht zu, daß ich mich bewegte. Wenn ich mich umdrehte, sagte er, würde ich womöglich eines der Wesen der Berge sehen, den Verbündeten, der uns verfolgte. Er beteuerte, ich hätte nicht genügend Kraft, um einen solchen Anblick auszuhalten, und fügte mit kalkulierter Betonung hinzu, das Grollen, das ich gehört hatte, sei die besondere Art eines Verbündeten, seine Gegenwart anzukündigen. Dann stand er auf und erklärte, wir würden nun die Flanke des Hanges hinaufklettern.

»Wohin gehen wir?« fragte ich.

Er deutete auf eine der Stellen, die er als Flecken der Dunkelheit ausgemacht hatte. Das »Nicht-tun«, erklärte er, habe ihm erlaubt, diesen Fleck als mögliches Zentrum der Kraft oder als einen Ort 
auszuwählen, an dem sich vielleicht Kraft-Objekte befänden. Nach einer beschwerlichen Kletterei erreichten wir die von ihm bezeichnete Stelle. Einen Augenblick stand er reglos ein paar Meter vor mir. Ich versuchte, näher an ihn heranzutreten, aber er bedeutete mir durch eine Handbewegung, stehenzubleiben. Oftenbar versuchte er sich zu orientieren. Ich sah von hinten, wie sein Kopf sich bewegte, als ließe er den Blick über den Berg auf und ab gleiten, dann führte er mich mit sicheren Schritten zu einem Felsband. Er setzte sich und fegte mit der Hand etwas lockere Erde vom Sims. Er hob mit den Fingern die Erde rund um einen herausragenden kleinen Stein aus. Dann forderte er mich auf, diesen ganz auszugraben. Nachdem ich das Gesteinsstück losgemacht hatte, befahl er mir, es sofort unter das Hemd zu stecken, denn es sei ein Kraft-Objekt, ‚ das mir gehöre. Er sagte, er schenke es mir, ich solle es behalten, sorgfältig polieren und wohl behüten. 

 

 

 

Sitzhaltung Technik linkes Bein

 

 

Die jungen Männer veränderten ihre Haltung und schlugen das linke Bein unter das Gesäß. Ich hatte nicht beobachtet, wie sie vorher gesessen hatten. Ich nahm an, daß sie, genau wie ich, nämlich mit gekreuzten Beinen, gesessen hatten. Ein beiläufiger Blick zu Don Juan hinüber zeigte mir, daß auch er mit untergeschlagenem linken Bein saß. Mit einer kaum wahrnehmbaren Geste deutete er auf meine Sitzhaltung hin, Unauffällig schlug ich mein linkes Bein unter.

Don Juan hatte mir einmal gesagt, daß dies die Haltung sei, die ein Zauberer einnimmt, wenn die Dinge im Ungewissen sind.

 

 

 

 

Den Verbündeten ( Geist ) rufen


 

Als nächstes sprach er von der Suche nach dem Geist, der die gewöhnlichen Kristalle in Waffen verwandelte, und sagte, als erstes müsse man eine geeignete Stelle finden, um den Geist herbeizulocken. Diese Stelle muß auf einem Berggipfel liegen und läßt sich dadurch finden, daß man mit der Hand, die Handfläche zur Erde gekehrt, über den Boden streicht, bis sich an der Handfläche eine gewisse Wärme bemerkbar macht. An dieser Stelle muß dann ein Feuer gemacht werden. Don Juan erklärte, daß der Verbündete durch die Flammen angezogen wird und sich durch eine Folge gleichartiger Geräusche zu erkennen gibt. Der nach einem Verbündeten suchende Mensch muß der Richtung dieser Geräusche folgen, bis der Verbündete sich offenbart, dann muß er mit ihm ringen, ihn zu Boden zwingen und ihn überwältigen. Und das ist der geeignete Moment, den Verbündeten zu nötigen, die Kristalle zu berühren, um sie mit Kraft aufzuladen.

Er warnte uns, es gäbe in diesen Lavabergen auch eine Vielzahl anderer Kräfte, also Kräfte, die sich von den Verbündeten unter
schieden. Sie machten keinerlei Geräusche, sondern erschienen als flüchtige Schatten und hätten überhaupt keine Kraft.

Don Juan fügte hinzu, daß eine leuchtend bunte Feder oder ein paar auf Hochglanz polierte Quarzkristalle die Aufmerksamkeit des Verbündeten fesseln werde, daß aber im Grunde jeder beliebige Gegenstand die gleiche Wirkung erzielen könne, denn ausschlaggebend sei nicht, die Objekte zu finden, sondern die Macht zu finden, die sie mit Kraft aufladen würden.

»Was nützt es euch, wenn ihr herrlich polierte Kristalle habt und nie den Geber-Geist der Kraft findet?« sagte er. »Wenn ihr hingegen keine Kristalle habt, aber den Geist findet, dann könnt ihr ihm irgend etwas hinhalten, damit er es berührt.

 

 

 

 

Der Erste und der Zweite Ring der Kraft

 

 

»Sagen wir, wenn wir geboren werden, bringt jeder von uns einen kleinen Ring von Kraft mit auf die Welt. Dieser kleine Ring tritt beinah sofort in Aktion. Jeder von uns ist also schon von Geburt an angeschlossen, und unsere Kraftringe sind mit denen aller anderen verbunden. Mit anderen Worten, unsere Kraftringe sind an das Tun der Welt angeschlossen, damit die Welt entsteht.« »Gib mir doch ein Beispiel, damit ich es verstehe«, sagte ich. »Unsere Kraftringe zum Beispiel, deiner und meiner, sind jetzt eben an das Tun in diesem Raum angeschlossen. Wir machen diesen Raum. Genau in diesem Augenblick spinnen unsere Ringe der Kraft diesen Raum ins Sein.«
»Einen Moment mal«, sagte ich. »Dieser Raum ist von sich aus da. Ich schaffe ihn nicht. Ich habe nichts mit ihm zu tun.«

Don Juan schien sich nicht um meine kritischen Einwände zu 
kümmern. Ganz ruhig behauptete er, der Raum, in dem wir uns befanden, werde durch die Macht der Kraftringe aller ins Sein gebracht und dort festgehalten.

»Siehst du«, fuhr er fort, »jeder von uns versteht sich auf das Tun, das einen Raum zum Raum macht, denn wir alle verbringen einen mehr oder weniger großen Teil unseres Lebens in Räumen. Ein Wissender hingegen schafft sich einen anderen Kraftring. Ich möchte ihn den Ring des Nicht-tuns nennen, denn er-ist an das Nicht-tun angeschlossen. Mit diesem Ring kann er daher eine andere Welt hervorspinnen.«

 

 

 

 

Der letzte Tanz

 

 

Als wir dort ankamen, gingen wir um ihn herum und wählten einen südöstlich gelegenen Platz des Hügels. Don Juan reinigte eine kreisförmige Stelle von zwei Metern Durchmesser von trockenen Zweigen, Blättern und anderem Unrat. Ich wollte ihm helfen, aber er wies mich mit einer heftigen Handbewegung zurück. Er legte den Finger an die Lippen um mir Schweigen zu gebieten. Schließlich zog er mich in den Mittelpunkt des Kreises, das Gesicht vom Hügel abgewandt, nach Suden gerichtet, und flüsterte mir ins Ohr, ich solle seine Bewegungen nachahmen. Er fing an, eine Art Tanz aufzuführen, wobei er mit dem rechten Fuß rhythmisch aufstampfte. Der Rhythmus bestand aus sieben gleichen Takten, denen sich eine Folge von drei schnellen Tritten anschloß,

Ich versuchte, seinen Rhythmus aufzunehmen, und nach einigen ungeschickten Versuchen konnte ich dieses Stampfen mehr oder minder gut nachahmen.

»Wozu tun wir das?« flüsterte ich ihm ins Ohr.

Ebenfalls flüsternd sagte er mir, daß ich jetzt wie ein Hase klopfte, und die Herumtreiberin werde durch dieses Geräusch früher oder 
später angezogen, um nachzusehen, was los sei.

Sobald ich in den Rhythmus hineingefunden hatte, hörte Don Juan auf zu klopfen, hieß mich aber fortfahren, wobei er mit der Hand den Takt angab.

Von Zeit zu Zeit horchte er aufmerksam mit leicht nach rechts geneigtem Kopf, offenbar um die Geräusche im Chaparral auszumachen. Schließlich bedeutete er mir, aufzuhören. Er verharrte in wachsamer Haltung, als sei er bereit, jederzeit aufzuspringen und sich auf einen unbekannten, unsichtbaren Angreifer zu stürzen. Dann gaber mir einen Wink, mit dem Klopfen erneut zu beginnen, und nach einiger Zeit gebot er mir wiederum Einhalt. Jedesmal wenn ich aufhörte, horchte er so konzentriert, daß jede Faser seines Körpers zum Zerspringen gespannt zu sein schien.

 

»Jetzt geht's los«, sagte er. »Klopf weiter, und sei bereit. Sie ist hier.«

Ich begann wie wild zu klopfen, aber Don Juan stellte seinen Fuß auf meinen und bedeutete mir erschreckt, ich solle mich entspannen und rhythmisch klopfen.

»Verscheuch sie nicht«, flüsterte er mir ins Ohr. »Beruhige dich und mach dir nicht in die Hosen.«

Wieder gab er mir den Klopfrhythmus an, und nachdem er mich zum zweitenmal hatte innehalten lassen, hörte ich wieder diesen Schrei. Diesmal erschien er wie der Schrei eines über den Hügel hinfliegenden Vogels.

Don Juan hieß mich weiterklopfen, und in dem Augenblick, da ich aufhörte, vernahm ich links von mir ein eigenartiges Rascheln. Es war ein Geräusch, wie ein schweres Tier es verursacht, wenn es durch das trockene Unterholz läuft. Mir kam der Gedanke, es könne ein Bär sein, aber dann wurde mir klar, daß es in der Wüste "keine Bären gab. Ich packte Don Juans Arm, aber er lächelte mir zu und legte den Finger an den Mund. Ich starrte nach links in die Dunkelheit hinaus, aber er gab mir ein Zeichen, dies nicht zu tun. Wiederholt deutete er direkt über mir in die Luft, und dann veran
laßte er mich, mich langsam und leise umzudrehen, bis die dunkle Masse des Hügels vor mir lag.

 

Don Juan richtete den Finger auf einen bestimmten Punkt auf dem Hügel. Ich heftete meine Augen an diese Stelle, und plötzlich, wie in einem Alptraum, sprang mich ein dunkler Schatten an. Ich schrie auf und fiel auf den Rücken. Einen Augenblick verdeckte die dunkle Silhouette den dunkelblauen Himmel, dann segelte er durch die Luft und landete hinter uns im Gebüsch. Ich hörte ein Geräusch, als fiele ein schwerer Körper in die Büsche, und dann einen unheimlichen Schrei.

 

 

 

Wenn ein Krieger auf sein Gegner trift

 

»Gib nicht soviel auf das, was Blas sagte«, meinte er mit ernster Stimme. »Er weiß nichts über die Kämpfe zwischen Zauberern. In dem Augenblick, als du bemerktest, daß der Schatten sich links von dir befand, hättest du wissen sollen, daß es etwas Ernstes war. Du hättest auch nicht rennen sollen.« »Was hätte ich denn tun sollen - stehenbleiben?« | »Richtig. Wenn ein Krieger auf seinen Gegner trifft, und der Gegner nicht ein gewöhnliches menschliches Wesen ist, dann muß er ihm entgegentreten. Das ist das einzige, was ihn unverletzlich macht.«
»Was sagst du da, Don Juan?«

»Ich sage, daß du deine dritte Begegnung mit deinem würdigen Gegner hattest. Diese Frau folgt dir überall hin und wartet auf einen Moment der Schwäche deinerseits. Diesmal hätte sie dich fast erwischt.«
Ich spürte, wie Unruhe in mir aufstieg, und machte ihm Vorwürfe, 
weil er mich unnötig in Gefahr gebracht hatte. Ich klagte, daß das Spiel, das er mit mir spielte, ein grausames Spiel sei.

»Es wäre grausam, wenn es einem gewöhnlichen Menschen zustößt«, sagte er. »Aber in dem Augenblick, da man anfängt, wie ein Krieger zu leben, ist man nicht länger ein gewöhnlicher Mensch. Außerdem habe ich dir nicht einen würdigen Gegner ausgesucht, um mit dir zu spielen oder dich zu hänseln oder zu ärgern. Ein würdiger Gegner könnte dich anspornen; unter dem Einfluß eines Gegners wie »la Catalina« wirst du vielleicht gezwungen sein, all das anzuwenden, was ich dich gelehrt habe. Es bleibt dir nichts anderes übrig.«

Wir schwiegen einige Zeit. Seine Worte hatten bei mir schreckliche Ahnungen geweckt.

Dann verlangte er, ich solle so genau wie möglich den Schrei wiedergeben, den ich gehört hatte, nachdem ich »Buenas noches« gesagt hatte.

Ich versuchte, dieses Geräusch nachzuahmen und stieß ein komisches Geheul aus, über das ich selbst erschrak. Don Juan fand meine Darbietung anscheinend sehr komisch; er lachte hemmungslos.

Danach bat er mich, das ganze Geschehen zu rekonstruieren; die Länge der Strecke, die ich gerannt war, der Abstand zwischen der Frau und mir in dem Augenblick, als ich ihr begegnete, und in dem Augenblick als ich das Haus erreichte, und die Stelle, wo sie zu hüpfen begonnen hatte.

»Eine fette Indianerin würde nicht so hüpfen«, sagte er, nachdem er all diese Einzelheiten erwogen hatte. »Sie könnte nicht einmal so weit laufen.«

Er forderte mich auf, zu hüpfen. Mit jedem Sprung schaffte ich höchstens etwas über einen Meter, und wenn ich mich nicht getäuscht hatte, war die Frau mit jedem Sprung mindestens drei Meter weit gehüpft.

»Du weißt wohl, daß du von nun an auf der Hut sein mußt«, sagte er. »Sie wird versuchen, dich in einem Augenblick der Unachtsamkeit und Schwäche auf die linke Schulter zu schlagen.«

»Was soll ich tun?« fragte ich.

»Jammern ist sinnlos«, sagte er. »Von nun an kommt es einzig auf die Strategie deines Lebens an.«

Ich konnte mich auf das, was er sagte, überhaupt nicht konzentrieren. Ich schrieb es automatisch mit. Nach langem Schweigen fragte er, ob ich hinter den Ohren oder im Genick irgendwelche Schmerzen verspürte. Als ich dies verneinte, sagte er, falls ich an einer dieser beiden Stellen ein unangenehmes Gefühl hätte, dann be
deutete das, daß ich ungeschickt gewesen war und daß die Catalina mich verletzt hatte.

»Alles was du an diesem Abend getan hast, war ungeschickt«, sagte er. »Vor allem bist du auf dieses Fest gegangen, um Zeit totzuschlagen, als gäbe es Zeit genug, um sie totzuschlagen. Das hat dich geschwächt. «

»Du meinst, ich sollte lieber nicht auf Feste gehen ?«

»Nein, das meine ich nicht. Du kannst gehen, wohin du willst, nur wenn du es tust, dann mußt du für diese Handlung die volle Verantwortung übernehmen. Ein Krieger lebt sein Leben strategisch. Er würde nur dann an einem Fest oder an einer solchen Zusammenkunft teilnehmen, wenn seine Strategie dies verlangte. Natürlich hätte er dann die volle Kontrolle über die Situation und würde all die Handlungen vollziehen, die er für notwendig hält.«

Er fixierte mich und lächelte. Dann bedeckte er sein Gesicht mit den Händen und kicherte leise.

»Du bist in einer schrecklichen Falle«, sagte er. »Deine Gegnerin ist dir auf der Spur, und zum erstenmal in deinem Leben kannst du nicht blind drauflos handeln. Diesmal wirst du ein völlig neues Tun lernen müssen, das Tun der Strategie. Aber betrachte es einmal folgendermaßen: Wenn du die Angriffe der Catalina überlebst, dann wirst du ihr eines Tages danken müssen, daß sie dich zwang, dein Tun zu ändern.«

Welch schreckliche Vorstellung!« rief ich. »Und was, wenn ich nicht überlebe?«

»Ein Krieger läßt sich nie so weit gehen, daß er so einen Gedanken denkt«, sagte er. »Wenn er mit seinen Mitmenschen zusammen handeln muß, befolgt der Krieger das Tun der Strategie, und bei diesem Tun gibt es keine Siege oder Niederlagen. Bei diesem Tun gibt es nur Handlungen.«

Ich fragte ihn, was das Tun der Strategie zur Folge habe.

»Es hat zur Folge, daß man den Menschen nicht ausgeliefert ist«, antwortete er. »Auf diesem Fest zum Beispiel warst du ein Clown, nicht weil es deinen Zwecken nützte, ein Clown zu sein, sondern weil du dich diesen Leuten ausliefertest. Du hattest nie die Kontrolle über die Situation, und deshalb mußtest du vor ihnen davonlaufen.«

»Was hätte ich tun sollen?«

»Gar nicht hingehen, oder hingehen, um eine bestimmte Handlung zu vollbringen. ‚ Nachdem du mit den Mexikanern herumgealbert hattest, warst du schwach, und die Catalina nutzte diese Gelegenheit. Daher postierte sie sich auf der Straße, um. auf dich zu warten.

 

Dein Körper wußte immerhin, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, und trotzdem sprachst du sie an. Das war unverzeihlich. Bei solchen Begegnungen darfst du zu deinem Gegner kein einziges Wort sagen. Dann wandtest du ihr den Rücken zu. Das war noch schlimmer. Du liefst vor ihr davon, und das war das Schlimmste, was du tun konntest! Anscheinend ist sie unbeholfen. Ein Zauberer, der sein Salz wert ist, hätte dich indem Augenblick, als du dich umdrehtest und davonliefst, auf der Stelle niedergemacht.

Im Augenblick besteht deine einzige Verteidigung darin, stehenzubleiben und deinen Tanz aufzuführen.«
»Über welchen Tanz sprichst du?« fragte ich.

Er sagte, das »Klopfen des Hasen«, das er mich gelehrt hatte, sei die erste Bewegung des Tanzes, den ein Krieger über sein ganzes Leben hin ausschmückt und erweitert und den er dann bei seiner letzten Begegnung auf Erden aufführt.

 

 

 

Die Kubikzentimeter Möglichkeit

Es gibt etwas, das du inzwischen kennen solltest«, sagte Don Juan. »Ich will es den Kubikzentimeter Möglichkeit nennen. Wir alle, ganz gleich, ob wir Krieger sind oder nicht, haben einen Kubikzentimeter Möglichkeit ‚ der-von Zeit zu Zeit vor unseren Augen auftaucht. Der Unterschied zwischen einem normalen Menschen und einem Krieger besteht darin, daß der Krieger sich dessen bewußt ist, und es ist eine seiner Aufgaben, wachsam zu sein und besonnen zu warten, damit er, wenn sein Kubikzentimeter auftaucht, die nötige Geschwindigkeit und Geschicklichkeit hat, ihn zu fassen.

Möglichkeit, Glück, persönliche Kraft oder wie immer du es nennen willst, ist ein eigenartiger Zustand. Es ist wie ein winziges 
Stäbchen, das vor uns im Boden steckt und uns einlädt, es herauszuziehen. Normalerweise sind wir zu geschäftig, zu geistesabwesend oder einfach zu dumm und zu faul, um zu erkennen, daß dies unser Kubikzentimeter Glück ist. Ein Krieger ist immer wachsam und fest und hat die Energie, die Geistesgegenwart und den nötigen Mut, ihn zu packen.

 

 

 

 

 

 

Wir werden sterben

 

Don Juans Ton war freundlich, aber ungewöhnlich gleichgültig, und dies bewirkte, daß ich eine überwältigende Einsamkeit empfand. Ich brachte meine Traurigkeit zum Ausdruck. Er lächelte, Behutsam berührte er meine Hand.

»Wir beide sind Wesen, die sterben werden«, sagte er sanft. »Wir haben keine Zeit mehr für das, was wir bisher taten. Jetzt mußt du all das Nicht-tun anwenden, das ich dich lehrte, und die Welt anhalten.«

Wieder umfaßte er meine Hand. Seine Berührung war fest und freundlich ; sie war wie eine Versicherung, daß er an mir Anteil nahm und mich gern hatte; gleichzeitig hinterließ sie bei mir den Eindruck unbeirrbarer Entschlossenheit.

»Dies ist mein Zeichen für dich«, sagte er und hielt meine Hand einen Moment fest im Griff.
Jetzt mußt du allein in jene freundliche Berge gehen.«

 

 

 

 

 

 

Der Begleiter " Kojote "

 

 

»Was gestern in dir aufhörte, das war das, was die Leute dir über die Welt gesagt haben. Sieh mal, die Leute sagen uns von der Geburt an, die Welt sei so und so beschaffen, und natürlich bleibt uns nichts anderes übrig, als die Welt so zu sehen, wie die Leute uns sagen, daß sie sei.«

Wir sahen einander an.

»Gestern wurde die Welt so, wıe die Zauberer dir sagen, daß sie sei«, fuhr er fort. »In dieser Welt sprechen-die Coyoten und, wie ich dir einmal erzählte, die Rehe und die Klapperschlangen und die Bäume und alle Lebewesen. Doch was ich möchte, ist, daß du sehen lernst. Vielleicht weißt du, dass das Sehen nur geschieht, wenn man zwischen die Welten schlüpft, zwischen die Welt der normalen Menschen und die Welt der Zauberer. Du bist jetzt gerade im Mittelpunkt zwischen den beiden Welten. Gestern glaubtest du, ein Coyote spreche zu dir. Jeder Zauberer, der nicht sieht, würde dasselbe glauben, aber einer der sieht, weiß, daß so etwas glauben nichts anderes heißt, als im Reich der Zauberer festgenagelt zu sein. Und auf der anderen Seite bedeutet nicht zu glauben, daß 
Coyoten sprechen, daß man im Reich der normalen Menschen festgenagelt ist.«

„Meinst du, daß keine der beiden Welten, weder die der normalen Menschen, noch die der Zauberer, real ist?«

»Sie sind reale Welten. Sie können auf dich einwirken. Zum Beispiel hättest du den Coyoten fragen können, was immer du gern wissen wolltest, und er wäre gezwungen gewesen, dir eine Antwort zu geben. Das Traurige daran ist nur, daß Coyoten nicht vertrauenswürdig sind. Sie sind Gauner. Es ist dein Schicksal, daß du kein vertrauenswürdiges Tier zum Begleiter hast.«

Don Juan erklärte, daß der Coyote nun für mein ganzes Leben mein Begleiter sein werde, und daß es in der Welt der Zauberer kein wünschenswerter Zustand sei, einen Coyoten zum Freund zu haben. Es wäre ideal gewesen, sagte er, wenn ich mit einer Klapperschlange gesprochen hätte, denn Klapperschlangen seien hervorragende Begleiter.

»Ich an deiner Stelle würde nie einem Coyoten trauen. Aber du bist anders als ich, und vielleicht wirst du sogar ein Coyoten-Zauberer.«

»Was ist ein Coyoten-Zauberer?«

»Einer, der eine Menge von seinen Coyoten-Brüdern erfährt.« Ich wollte ihm weitere Fragen stellen, doch er gebot mir durch eine Geste Einhalt.

»Du hast die Linien der Welt gesehen«, sagte er. »Du hast ein leuchtendes Wesen gesehen. Du bist nun fast so weit, dem Verbündeten zu begegnen. Natürlich weißt du, daß der Mann, den du im Gebüsch sahst, der Verbündete war. Du hörtest sein Brüllen wie das Geräusch eines Düsenjägers. Er wird dich am Rand einer Ebene erwarten, einer Ebene, zu der ich selbst dich führen werde.«

 

 

 

 

 

Don Genaros Kampf

 

 

»Ich war noch jung, als ich zum erstenmal meinen Verbündeten angriff«, sagte er schließlich, »Ich erinnere mich, es war am frühen Nachmittag. Ich war seit Tagesanbruch auf dem Feld gewesen und kehrte nach Hause zurück. Plötzlich trat der Verbündete hinter einem Busch hervor und verstellte mir den Weg. Er hatte mich erwartet und forderte mich auf, mit ihm zu ringen, Ich wollte mich umdrehen und ihn stehen lassen, aber dann dachte ich mir, daß ich stark genug sei, um es mit ihm aufzunehmen. Aber ich hatte Angst. Ein Schauder lief mir über den Rücken, mein Hals wurde steif wie ein Brett. Nebenbei bemerkt, das ist immer das Zeichen, daß du bereit bist; ich meine, wenn dein Genick steif wird.«

Er öffnete das Hemd und zeigte mir seinen Rücken. Er spannte die Nackenund Armmuskeln an. Ich stellte fest, wie hervorragend seine Muskulatur beschaffen war. Es war, als hätte die Erinnerung an die Begegnung jeden Muskel seines Rumpfes aktiviert.
»In einer solchen Situation«, fuhr er fort, »muß man immer den Mund schließsen.«

 

 

 

 

Der einsame Kampf mit dem Verbündeten

 

 

»Genaro hat dir seine Geschichte erzählt«, sagte Don Juan, »weil du gestern die Welt angehalten hast, und er glaubt, daß du auch gesehen hast, aber du bist so ein Narr, daß du es selbst nicht weißt. Ich sage ihm dauernd, daß du ein komischer Kerl bist, und daß du früher oder später sehen wirst? Auf jeden Fall wirst du das nächste Mal, wenn du dem Verbündeten begegnest, falls es ein nächstes Mal für dich gibt, mit ihm ringen und ihn zähmen müssen. Wenn du den Schock überlebst, und dessen bin ich sicher, denn du bist stark und lebst wie ein Krieger, dann wirst du dich in einem unbekannten Lande lebend wiederfinden. Als erstes wirst du dich dann, wie es bei uns allen ganz natürlich ist, auf den Weg zurück nach Los Angeles machen wollen. Aber es gibt keinen Weg zurück nach Los Angeles. Was du zurückgelassen hast, ist für immer verloren. Dann wirst du natürlich ein Zauberer sein, aber das hilft dir nichts; in einer Zeit wie dieser kommt es für uns alle einzig darauf an, daß alles, was wir lieben oder hassen oder wünschen, hinter uns liegt. Doch die Gefühle im Menschen sterben oder verändern sich nicht, und der Zauberer macht sich auf den Weg zurück nach Hause und weiß, daß er nie ankommen wird, weiß, daß keine Macht der Welt, nicht einmal sein Tod, ihn an den Ort, zu den Dingen, zu den Menschen zurückbringen wird, die er liebte Das ist es, was Genaro dir erzählte.«

Don Juans Erklärung wirkte auf mich wie ein Katalysator. Don Genaros Geschichte traf mich mit ihrem vollen Gewicht, als ich anfing, seine Erzählung mit meinem eigenen Leben in Verbindung zu bringen,

»Und was ist mit den Menschen, die ich liebe?« fragte ich Don Juan. »Was geschieht mit ihnen?«

»Sie alle werden zurückbleiben«, sagte er.

»Aber gibt es keinen Weg, um sie wiederzufinden? Könnte ich sie zurückholen und mit mir nehmen?«

»Nein. Dein Verbündeter wird dich, allein, in unbekannte Welten wirbeln.«

 

 

 

 

Letztes Zitat:

 

»Nur als Krieger kann man auf dem Pfad des Wissens überleben«, sagte er. »Denn die Kunst des Kriegers ist es, den Schrecken,                          ein Mensch zu sein, und das Wunder, ein Mensch zu sein, miteinander im Gleichgewicht zu halten.«



 

Der Ring der Kraft.jpg
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